“Schauriges Dasein” im “wunderschönen Land”
Der Patriot / Lippstädter Zeitung
Lippstadt 24.11.2008
“Schauriges Dasein” im “wunderschönen Land”
Knapp 100 Gäste beim Benefizabend des Vereins Orizont unterstützen die Arbeit für ehemalige Heimkinder im rumänischen Targu Mures
LIPPSTADT Wenn Irmelin Küthe über Rumänien spricht, gerät sie schnell ins Schwärmen: Dann lobt sie ein “wunderschönes Land”, erzählt von Radtouren durch die Karpaten, die sie an Kanada erinnern, von der Gastfreundschaft der Menschen und einmalig erhaltenen mittelalterlichen Städten. Doch dieses Land kämpft noch immer mit dem Erbe des Ceaucescu-Regimes, das seinen Familien vier Kinder verordnete, von denen viele als Waisen in Heimen endeten.
Mit dem Verein Orizont kämpft die Lippstädterin Küthe, die heute im Allgäu lebt, für junge Frauen, die dieses Schicksal ereilte.Ein “schauriges Dasein” hätten die Kinder in den Waisenhäusern führen müssen, “schlechteren Gefängnissen, wo sie eigentlich nur aufbewahrt und nicht gefördert worden sind”, berichtete Küthe am Samstag bei einem Benefizabend im Evangelischen Gemeindehaus. Orizont gehören mittlerweile zwei Wohnungen in der Stadt Targu Mures in Siebenbürgen. Junge erwachsene Frauen erhalten dort nach Verlassen des Heimes Unterschlupf in Wohngruppen, eine Sozialarbeiterin hilft ihnen bei der Lern- und Ausbildungsförderung, bei der Arbeitssuche und im praktischen Leben, um sie vor Prostitution und Kriminalität zu bewahren. Eine Beratungsstelle sei Anlaufpunkt für viele junge Menschen.
Zoltan Urban, der Vorsitzende des rumänischen Kuratoriums, der mit Familie angereist war, erläuterte, welche Bedeutung die Wohngruppe für die jungen Menschen hat: Das Dach über dem Kopf biete ihnen Sicherheit, der geschützte Raum Zeit für ihre Entwicklung. Zu “99,9 Prozent” hänge man von den Spenden aus Deutschland ab, sagte Urban. Ziel sei es, etwa durch den Verkauf gespendeter Kleidung und durch rumänische Fördertöpfe selbstständiger zu werden. Durchschnittlich blieben die Frauen zwei Jahre, erklärte Kü-the. Man verfüge über acht Plätze, habe aber derzeit nur die Hälfte belegt, weil eine Wohnung für 3000 Euro renovierungsbedürftig sei.
Lob für seine Arbeit erhielt der Verein von Bürgermeister Christof Sommer und Förderern wie Margarete Klein vom Evangelischen Gymnasium. Handfest konnten die knapp 100 Unterstützer helfen, indem sie für ein kleines Büfett, den Verkauf von rumänischem Kunsthandwerk sowie für die Verlosung und stille Versteigerung von Preisen heimischer Firmen das Portemonnaie öffneten. Pfarrer Christoph Peters, Hartwig Rentz und Philipp Mathmann dankten es ihnen prompt mit musikalischen Beiträgen.
Quelle: Der Patriot