Von Siebenbürgen an die Lippe

Der Patriot/ Lippstädter Zeitung
Lippstadt 02.12.2010

Von Siebenbürgen an die Lippe

Der Lippstädter Verein Orizont baut Nachbetreuung für junge Frauen in Rumänien aus. Menschen sitzen in eiskalten Wohnungen – weil deutscher Energieversorger Zähler nicht einbaut.

LIPPSTADT Der Hilfe für junge Frauen in Rumänien hat sich der Lippstädter Verein Orizont verschrieben. In Targu Mures werden in zwei Wohngruppen lebende Frauen bei der Ausbildung und Arbeitssuche unterstützt. Nun soll, wie die Orizont- Vorsitzende Irmelin Küthe mitteilt, neben der intensiven Begleitung in den Wohngruppen die Nachbetreuung ausgebaut werden. “Denn es wird immer wieder deutlich, dass die jungen Frauen auch nach dem Auszug aus den Wohngruppen dringend weiterhin Unterstützung brauchen”, so Küthe.
Die Situation in Rumänien schilderte Simo Terez, in Targu Mures tätige Sozialpädagogin von Orizont, bei ihrem ersten Besuch in Lippstadt anlässlich des Benefizkonzerts in der Jakobikirche. Gemeinsam mit zwei ehrenamtlichen Kuratoriumsmitgliedern war sie von Siebenbürgen nach Westfalen gereist, um den Spendern und Unterstützern Informationen aus erster Hand zu liefern.
Sie schilderten die katastrophale Lage Rumäniens, die besonders die armen Familien und junge Menschen aus den Waisenhäusern treffe. Viele Menschen hätten ihren Arbeitsplatz verloren, qualifizierte Menschen wanderten aus, anderen werde der Lohn drastisch gekürzt. Terez: “Für wenig qualifizierte Menschen ist es kaum noch möglich, einen Job zu finden.” Und so gestaltet sich auch die Arbeit der Orizont-Mitarbeiterin schwierig, die den jungen Rumäninnen bei der Jobsuche hilft und dabei, mit dem wenigen Geld, das sie haben, zu wirtschaften.
Keine einfache Aufgabe – das wissen auch die ehrenamtlichen Vereinsmitglieder von Orizont aus Deutschland, die jedes Jahr vor Ort in Targu Mures sind. Irmelin Küthe, die seit 1998 jedes Jahr nach Rumänien reist, um sich vor Ort ein Bild von dem Hilfsprojekt zu machen: “Der persönliche Kontakt ist entscheidend für die Qualität des Projektes und für die kontinuierliche Weiterentwicklung.”
Neben dem Aufbau der Nachbetreuung gibt es noch “ganz andere dringende Probleme, die direkt gelöst werden müssen”, so die Vorsitzende der kleinen Hilfsorganisation. So berichtet sie von einer Wohnung, die zurzeit “überhaupt nicht zu heizen ist, da nach dem Einbau von Zentralheizungen die Zähler von einem großen deutschen Energiekonzern noch nicht geliefert wurden. Seit mehreren Monaten warten über 2000 Haushalte in der Stadt auf den Einbau der Zähler, damit sie heizen können – und dies in einem Land, in dem es im Winter immer wieder minus 40 Grad kalt wird.”
So blieben, erklärt die gebürtige Lippstädterin, “die Herausforderungen auch für Orizont vielfältig und groß”. Die Arbeit in Siebenbürgen könne nur dank der Unterstützung auch von Lippstädtern fortgesetzt werden. Der Verein finanziert sich schließlich ausnahmslos über private Spenden.
Weitere Infos unter www.orizont.de oder bei Irmelin Küthe unter Tel. (0173) 28 45 46.