Den Blick fürs Wesentliche
Der Patriot / Lippstädter Zeitung
Lippstadt 02.11.2009
Den Blick fürs Wesentliche
Mit Musik vom Balkan, Klezmermusik, Tänzen und Balladen aus Irland und Russland überzeugen Gitanes Blondes bei Orizont-Benefizabend
Orizont Benefizabend Colfac
Gitanes Blondes ist ein mitreißendes Ensemble, das am Samstag in der Jakobikirche ein Potpouri mit Musik aus aller Herren Länder die Füße wippen ließ. Foto: Heier
Den Blick fürs Wesentliche nicht verloren haben die vier Musiker von Gitanes Blondes. Selbst kleine Querschläge mit der Deutschen Bundesbahn hielten sie am Samstag nicht davon ab, ihr Versprechen einzuhalten und ohne Gage ihren Weg von München nach Lippstadt anzutreten, um trotz eines Engagements am Sonntag bei der Benefizveranstaltung des Lippstädter Vereins Orizont-Hilfe zur Selbsthilfe den musikalischen Part zu übernehmen.Und dabei schaut man nichts aufs Geld, wissen die Lebenskünstler, die in der Jakobikirche ein mitreißendes Potpouri lieferten, das stilistisch und emotional einem musikalischen Melting-Pot gleichkam. Mit Musik vom Balkan, Klezmermusik, wilden Tänzen und Balladen aus Irland, Russland und Südamerika zeigten Mario Korunic (Violine), Konstantin Ischenko (Akkordeon), Christoph Peters (Gitarre) und Simon Ackermann (Kontrabass) ein souveränes Spiel, das auch der Improvisation genügend Raum gab. Sehnsüchtige Klänge der Geige und des Knopfakkordeons berührten auf ganz sinnliche Weise, was einem leidenschaftlichen Spiel der mit Fröhlichkeit und Spontaneität ausgestatteten Musiker zu verdanken war.
Die Zuhörer mit auf eine literarische Reise nach Rumänien nahm Alfred Kornemann mit Ausschnitten aus Werken rumänischer Autoren, die bereits in Lippstadt gelesen hatten. Kornemann las aus Iena Breznas “Sammlerin der Seelen”, Eginald Schlattners “Der geköpfte Hahn” und aus “Herztier” von der erst jüngst mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichneten Schriftstellerin Herta Müller, die damals noch weitestgehend unbekannt beim Lippstädter Wortfestival auftrat. Es wurden zynische Betrachtungen über Transsylvanien und ein von der Diktatur gebeuteltes Land laut, dessen Kulturlandschaft zerstört wurde, aber auch über einer sich in Einzelschicksalen verlierenden Kultur von a usreisenden deutschstämmigen Siebenbürgenern. Orizont, mit Irmelin Küthe an der Spitze, setzt sich seit 2002 für die Integration junger Frauen aus rumänischen Waisenhäusern zurück in die rumänische Gesellschaft ein. Hierzu war am Samstag die Gründerin des Projekts, Agnes Derzsi angereist, die zusammen mit Zsuzsa Lako und Zoltan Urban vom Kuratorium der evangelischen Gemeinde in Neumarkt (Siebenbürgen) die aktuelle Situation beschrieben. Die Erlöse aus dem Buffet und dem Verkauf rumänischer Produkte fließ en in das Projekt ein. Bei der Verlosung gingen Preise von Lippstädter Geschäften an die Gewinner.